Schon speziell: Die Gemeine Schornsteinwespe (Odynerus spinipes)
Welche Wildbienen und –Wespen fliegen auf unsere Stiftungsflächen? Die Frage wurde mit den Ergebnissen aus Untersuchungen der Deutschen Wildtier Stiftung auf acht Flächen der Stiftung Ausgleich Altenwerder in Wilhelmsburg beantwortet: 60 Wildbienen- und 65 Wespenarten! Das ist eine ganze Menge. Eine von ihnen ist die “Gemeine Schornsteinwespe“ und sie hat ihre eigene besondere Geschichte.
Auf der Stiftungsfläche am Siedenfelder Weg blühen schön viele verschiedene Pflanzen an denen die Schornsteinwespe Nektar sammelt. Als erwachsenes Tier ernährt sie sich von Nektar aus gut zugänglichen Blüten – und davon gibt es hier seit einigen Jahren reichlich: Margeriten, Malven, Schafgarbe, Wilde Möhre….
Ihre Nachkommen benötigen jedoch andere Nahrung: Die wollen nur Rüsselkäferlarven und hier sehr gerne die Larven des Luzerneblattnagers. Den gibt es da, wo Nahrung in Form von Blättern und Früchten von Schmetterlingsblütengewächsen zu finden sind, was mit Wiesenplatterbse, Rotklee und verschiedenen Wicken bei unserer Flächen der Fall ist.
Diese Larven fängt die Wespe und trägt sie in ihre Brutröhren ein, die sie vorher in einer Lehmwand gegraben hat. So eine Lehmwand findet die Wespe an offenen Wegrändern, Steilwänden, Flußufern oder an der Lehmwand des Artenschutztrafohauses des BUND am Siedenfelder Weg – direkt gegenüber von unserer blühenden Wiese.
Hier hat sie ihre ganz typischen Löcher gegraben und den „Aushub“ als filigrane gebogene Röhrchen außen auf die Löcher aufgesetzt. Wegen dieser Röhrchen trägt die Wespe den deutschen Namen „Schornsteinwespe“. In den Löchern werden die, durch einen Stich gelähmten, Rüsselkäferlarven eingelagert und ein Wespenei dazu abgelegt. So hat die frisch geschlüpfte Schornsteinwespenlarve sofort eiweißreiche Nahrung zur Verfügung.
Da hängt also eines mit dem anderen zusammen. Das Nahrungsangebot für die Erwachsenen Tiere und die Larven, die richtige Stelle um eine Röhre zu graben – wenn das alles da ist, dann kommt die Schornsteinwespe vor.
Und wenn die das ist, dann ist die sehr viel kleinere Bunte Goldwespe auch oft zur Stelle.
Die Bunte Goldwespe wiederum legt ihre Eier nur in die schon fertig bestückten Röhren der Schornsteinwespe – sie parasitiert auf deren Gelege!
Diese Zusammenhänge im Kleinen zu beobachten ist toll. Diese Arten hängen alle davon ab, dass Struktur und artenreiche Lebensräume vorhanden sind. Das ist hier am Siedenfelder Weg mit der Blühfläche der Stiftung und dem Artenschutzprojekt Trafohaus des BUND am Siedenfelder Weg gelungen. Das ist auch im Sommer erkennbar, wenn die Schwalben, die am Trafohausdach brüten, ihre Jungen mit den Insekten der blühenden Wiese füttern!