Verschollene Wildbiene in Wilhelmsburg entdeckt
Alfkens Zwergsandbiene galt rund 80 Jahre lang als verschollen. Bei den Untersuchungen der Wildtierstiftung wurde die schwarze, drei Millimeter kleine „Alfkens Zwergsandbiene“ (Andrena alfkenella) in Wilhelmsburg nachgewiesen. Der Fund dieser kleinen Wildbiene, die das letzte Mal in Hamburg im Jahr 1941 dokumentiert wurde, fließt in die Ergebnisse der ersten Roten Liste der Wildbienen und Wespen Hamburgs mit ein. Die Deutsche Wildtier Stiftung sammelt Daten dafür. Die extrem seltene Biene von der Elbinsel wurde im Sommer auf einer Fläche der Stiftung Ausgleich Altenwerder im Wilhelmsburger Osten entdeckt. Insgesamt 125 Arten, darunter 60 Wildbienen- und 65 Wespenarten wurden an acht Standorten auf Flächen der Stiftung in Wilhelmsburg gefunden. „Ein herausragendes Ergebnis. Wir hatten eine so überdurchschnittliche Artenzahl nicht erwartet“, sagt Manuel Pützstück, Leiter des Hamburger Wildbienenprojekts „Hamburg brummt“.
Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt die Stiftung Ausgleich Altenwerder durch die Bereitstellung des passenden, regionalen Saatguts für insektenfreundliche Blühpflanzen. „6 Hektar ehemalige Ackerflächen wurden mit dem kräuterreichem Saatgut eingesät und in blüten- und artenreiches Grünland verwandelt werden“, ergänzt Dr. Gisela Bertram, Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder. „Wir konnten in Wilhelmsburg Flächen für die Natur sichern und verbessern. Viele der gefundenen Wildbienen- und Wespenarten benötigen besondere Nistplätze und besondere Nahrung. Sie zeigen uns, dass es hier die Nischen gibt, die sie zum Leben brauchen.“
Und nicht nur Alfkens Zwergsandbiene, sondern auch fast schon verschwundene Wespenarten finden in Wilhelmsburg Lebensraum. Außergewöhnlich ist – unter anderem – der Erstnachweis des „Kleinen Wanzenjägers“ (Astata minor), einer Grabwespe, die Wanzen jagt und ihre Eier in diese Wanzen legt. So haben die schlüpfenden Larven gleich Nahrung. Die erwachsenen Tiere hingegen ernähren sich von Pollen und Nektar. Sie gilt in Deutschland als gefährdet und in Schleswig-Holstein bereits als ausgestorben.
In Deutschland leben 585 Wildbienenarten. Sie benötigen eine große Strukturvielfalt für Nistmöglichkeiten (z. B. Hecken, Altholz, offene Rohbodenflächen) und ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Sie haben hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Die meisten Wildbienenarten in Deutschland werden immer seltener. Etwa die Hälfte der Arten steht auf der Roten Liste der gefährden Tierarten Deutschlands, einige Arten sind bereits ausgestorben.